Print clever planen: So funktioniert nachhaltiger Druck

Nachhaltig drucken bedeutet nicht, am Ende des Bestellprozesses im Online-Shop schnell die Option „Recyclingpapier” auszuwählen und zu hoffen, dass das Gewissen gleich mitgeliefert wird. Wenn Sie als Auftraggeber Einfluss auf die Umweltbilanz Ihrer Druckprodukte nehmen wollen, können Sie dies deutlich früher tun. Nämlich bereits dort, wo Sie Ziele, Inhalte, Formate und Auflagen definieren.
Dieser Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie Ihre Druckprojekte so planen, dass Qualität, Budget und Umwelt nicht gegeneinander antreten, sondern zusammenspielen. Ein Teil der Verantwortung liegt zwar bei der Produktion, aber der größere Hebel liegt bei Ihnen.
Warum nachhaltiger Druck schon vor dem Angebot beginnt
Die entscheidenden Weichen für eine nachhaltige Druckproduktion werden bereits in der Konzeptphase gestellt. In der Produktion lassen sich zwar Details optimieren, grundlegende Fehler lassen sich jedoch kaum noch korrigieren. Typische Beispiele:
- Das Layout ist auf ein exotisches Sonderformat festgelegt.
- Die Auflage wurde auf Verdacht doppelt so hoch gewählt
- Der Erscheinungsrhythmus ist historisch gewachsen statt sinnvoll geplant.
- Schicke Veredelungen wie Lacke oder Folien machen die Umweltvorteile zunichte
All das frisst Ressourcen, Lagerfläche und Budget, bzw. schadet der Umwelt. Gleichzeitig wird nach außen hin gerne mit Nachhaltigkeit geworben. Die Empfänger Ihres gedruckten Produkts merken allerdings schnell, ob hier echte Nachhaltigkeit im Spiel oder es nur Fassade ist.
Gute Planung bedeutet, dass Sie früh überlegen und definieren, wofür das Produkt gebraucht wird, wie lange es im Einsatz bleibt und was mit ihm geschieht, wenn es ausgedient hat. Erst dann wird aus nachhaltigem Druck mehr als ein Marketinglabel.
Gute Planung bedeutet, dass Sie früh überlegen und definieren, wofür das Produkt gebraucht wird, wie lange es im Einsatz bleibt und was mit ihm geschieht, wenn es ausgedient hat. Erst dann wird aus nachhaltigem Druck mehr als ein Marketinglabel.
Ziel und Einsatzzweck klären
Bevor Sie sich mit Papier und Farbigkeit auseinandersetzen, sollten Sie sich die vielleicht unangenehme, aber einfache und sehr wirksame Frage stellen: Wofür genau brauche ich dieses Druckprodukt?
Typische Ziele können sein:
- Informationen strukturiert vermitteln, etwa bei Geschäftsberichten oder Broschüren
- Vertrauen aufbauen, beispielsweise bei Nachhaltigkeitsberichten oder Jahresmagazinen.
- relevante Kontakte generieren, etwa mit Mailings oder Postkartenaktionen.
- Orientierung geben, zum Beispiel mit Plakaten oder Informationsmedien für Veranstaltungen.
Je klarer das Ziel, desto besser können Sie entscheiden:
- wie umfangreich das Produkt wirklich sein muss.
- wie wertig das Produkt gestaltet sein sollte.
- wie lange es im Einsatz bleibt.
Ein Jahresbericht, der ein Jahr lang im Büro der Anteilseigner liegt, darf gern wiederstandfähiger und umfangreicher sein. Eine Aktionskarte für eine einmalige Veranstaltung muss nicht auf Premiumkarton mit Edeloptik erscheinen. Nachhaltige Planung bedeutet auch, Mut zum Weglassen zu haben.
Auflage, Verteilung und Lebensdauer müssen realistisch geplant werden
Eine zu hoch gewählte Auflage ist ein Klassiker unter den Nachhaltigkeitskillern. Die verstaubte Palette mit den früheren Produktionen im Lager erzählt eine sehr ehrliche Geschichte über Überoptimismus.
Stellen Sie sich deshalb vor jeder Auflagenentscheidung drei Fragen:
- Wie viele Menschen werden das Produkt realistisch in die Hand bekommen?
- Über welchen Zeitraum wird das Druckprodukt genutzt?
- Gibt es digitale Ergänzungen, die die gedruckten Mengen ergänzen können, ohne die Wirkung zu schwächen?
Oft ist eine kleinere Startauflage mit der Option auf Nachdruck sinnvoller als eine große Menge, von der die Hälfte dann im Altpapier landet. Ja, Nachdrucke werden den Stückpreis erhöhen. Aber ungelesene Broschüren im Container (im besten Fall, im schlechtesten im Hausmüll) sind jedoch die teuerste Lösung, sowohl ökologisch als auch ökonomisch.
Planen Sie außerdem die Verteilung. Wer bekommt wie viele Exemplare und warum? Je klarer Sie das vor der Produktion durchdenken, desto präziser wird Ihre Auflage und desto weniger streuen Sie auf Verdacht.
Planen Sie außerdem die Verteilung. Wer bekommt wie viele Exemplare und warum? Je klarer Sie das vor der Produktion durchdenken, desto präziser wird Ihre Auflage und desto weniger streuen Sie auf Verdacht.
Format, Umfang und Frequenz mitdenken
Nachhaltig planen bedeutet auch, Standardformate zu nutzen, wo es sinnvoll ist. Dadurch lassen sich Papierbögen effizient nutzen und der Verschnitt reduzieren. Exotische Formate haben ihren Platz im Marketing, sollten aber bewusst begründet sein.
Fragen Sie sich:
- Reicht ein kompaktes Format oder ist es nur der Eitelkeit geschuldet, dass es ein großes sein muss?
- Lässt sich der Inhalt straffen, damit das Produkt schlanker und übersichtlicher wird?
- Muss es wirklich vier verschiedene Broschüren geben, oder kann eine gut strukturierte Publikation mehrere Zwecke abdecken?
Auch der Erscheinungsrhythmus hat direkte Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit. Drei dünne Hefte pro Jahr bedeuten einen höheren Herstellungsaufwand als ein gut gestalteter Jahresbericht, der tatsächlich gelesen und aufbewahrt wird. Manchmal ist weniger die nachhaltigere Wahl.
Material und Produktion: Kluge Standards statt grüner Kosmetik
Die Frage, die viele bereits am Anfang aller Überlegungen stellen, kommt erst jetzt: Welches Papier ist nachhaltig und was soll eingesetzt werden?
Einige Grundlinien:
- Recyclingpapiere aus 100 % Altpapier mit anerkannten Umweltzeichen, wie dem Blauen Engel (DE-UZ 14a), sind für viele Anwendungen der sinnvollste Standard.
- Nicht jedes hochweiße Papier ist ökologisch problematisch, aber hohe Weiße geht oft mit einer aufwendigeren und ggf. emissionsreicheren Herstellung einher. Ein weiterer guter Grund, auf Blauer-Engel-Papier zu setzen, ist, da die Papierherstellung hier besonders umweltschonend ist.
- Ein kompletter, nach Umweltkriterien zertifizierter Druckprozess kann in sensiblen Bereichen wie öffentlichen Ausschreibungen oder Nachhaltigkeitsberichten ein starkes Signal sein. Ein Beispiel hierfür ist die Zertifizierung nach den Regeln des Blauen Engels (DE-UZ 195). Das Blauer-Engel-Logo darf dann auf dem Produkt abgedruckt werden und unterstreicht somit Ihr Umweltbewusstsein nach außen.
Wichtig ist: Die Materialentscheidungen müssen zu Ziel und Einsatzzweck passen.
Eine Publikation, die glaubwürdig über Nachhaltigkeit berichtet, sollte diese Haltung auch im Material erlebbar machen. Ein technischer Infobeileger darf schlichter sein, solange dies klar begründet ist.
Wenn Sie mit Ihrem Druckpartner sprechen, helfen klare Vorgaben.
Wenn Sie mit Ihrem Druckpartner sprechen, helfen klare Vorgaben.
- Bevorzugt Recyclingpapier mit Umweltzeichen
- Keine unnötigen Veredelungen, wenn sie keinen funktionalen Mehrwert bringen.
- möglichst ressourcenschonende Produktion und sinnvolle Sammelformen.
Sie müssen nicht jedes technische Detail kennen. Sie sollten jedoch den Rahmen definieren, in dem die Produktion nachhaltige Entscheidungen treffen kann.
Timings und Budgets realistisch anlegen
Nachhaltiger Druck scheitert oft nicht an guten Absichten, sondern an zu späten Entscheidungen. Wer zu knapp plant, landet bei Expressproduktionen, eingeschränkten Papiersorten und mehr Makulaturrisiko.
Gute Planung heißt:
- Inhalte und Freigabeprozesse frühzeitig realistisch einschätzen
- Zeitpuffer für Korrekturen einbauen
- Produktionstermine so legen, dass Sammelformen und optimierte Logistik möglich sind
- Druckunterlagen klären und entsprechend anlegen
Auch beim Budget lohnt Ehrlichkeit. Wenn Nachhaltigkeit nur als Zusatzwunsch erwähnt wird, aber der niedrigste Preis das einzige Kriterium ist, bleibt das Ergebnis meist unter dem, was möglich wäre. Definieren Sie lieber klare Prioritäten. Zum Beispiel:
- Nachhaltige Materialqualität
- Zertifizierte Druckproduktion und ggf. Klimausgleich
- Zuverlässige Termintreue
- Preis innerhalb eines definierten Rahmens
Damit geben Sie der Produktion ein realistisches Spielfeld.
Zusammenarbeit mit Ihrem Druckpartner
Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Briefing. Je klarer und strukturierter Sie Ihre Anforderungen formulieren, desto besser kann Ihr Druckpartner Sie beraten. Ein gutes Briefing sollte mindestens Folgendes enthalten:
- Ziel und Einsatzzweck des Produkts
- geplante Auflage und Verteilwege
- die gewünschte Lebensdauer des Produkts
- Präferenzen bei Papier und Umweltkriterien
- Budgetrahmen und zeitliche Vorgaben
- Bitten Sie ausdrücklich um Alternativvorschläge mit nachhaltigem Fokus.
Zum Beispiel:
- ein Vorschlag mit maximaler Ressourcenschonung
- ein Vorschlag, der Budget und Umwelt in ein gutes Verhältnis bringt.
So machen Sie aus der Druckerei nicht einen Lieferanten, sondern einen Sparringspartner.
Typische Fallstricke aus der Praxis
Damit Sie diese Fehler nicht wiederholen, hier die üblichen Verdächtigen aus dem Alltag:
- Auflage auf Verdacht: Die Zahl wurde intern einmal genannt und nie wieder hinterfragt.
- Layout zuerst, Format später: Das Design steht schon, die Produktionslogik hinkt hinterher.
- Nachhaltigkeit als Wunsch, nicht als Anforderung: Steht im Briefing als netter Zusatzpunkt, hat aber keine Priorität.
- Keine klare Zielgruppe: Das Produkt richtet sich angeblich an alle und trifft am Ende niemanden richtig.
- Es gibt keinen Plan für das Ende der Nutzung: Niemand denkt darüber nach, wo das Produkt am Ende landet und wie es entsorgt oder recycelt wird.
Wenn Sie diese Stolpersteine konsequent ausräumen, sind Sie nachhaltiger unterwegs als viele andere, die nur über Nachhaltigkeit sprechen.
Checkliste: Was Sie konkret beitragen können
Zum Abschluss folgt der schnelle Praxischeck für Ihren nächsten Druckjob. Wenn Sie die meisten Fragen mit „Ja” beantworten können, sind Sie auf einem guten Weg.
- Ziel und Einsatzzweck des Druckprodukts sind klar definiert.
- Die Auflage basiert auf realistischen Verteilzahlen und nicht auf Bauchgefühl.
- Lebensdauer und Einsatzort des Produkts wurden berücksichtigt.
- Format und Umfang folgen in erster Linie Funktion und Effizienz, nicht Gewohnheit.
- Recyclingpapier und Umweltkriterien sind im Briefing als fester Bestandteil genannt.
- Es gibt sinnvolle Zeitpuffer für Korrekturen und die Produktion.
- Das Briefing ist so formuliert, dass nachhaltige Alternativvorschläge ausdrücklich erwünscht sind.
- Erscheinungsrhythmus und Produktportfolio wurden kritisch geprüft statt automatisch wiederholt.
- Intern ist geklärt, welche Priorität Nachhaltigkeit im Vergleich zu Preis und Timing hat.
Nachhaltiger Druck ist kein Hexenwerk. Er ist jedoch das Ergebnis bewusster Entscheidungen. Je klarer Sie als Printbuyer planen, desto leichter wird es für Ihre Partner in der Produktion, Ihnen wirklich nachhaltige Lösungen zu liefern statt nur grün klingende Versprechen.
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